Nie wieder schlechte Musik – Songza startet heimlich in Deutschland

Update aus dem Februar 2016:

Die Integration von Songza in google music ist – zumindest ein Deutschland – ein wunderbares Beispiel dafür geworden, wie große Konzerne die Produkte von StartUps verenden lassen. Gab es bei Songza noch hand-ausgewählte Musik gegen Werbung, hat google in Deutschland diese Option aus dem Portfolio inzwischen gestrichen. Kann man im deutschen Rechtsraum vielleicht noch verstehen, zumal google und GEMA ja ohnehin ein gestresstes Verhältnis haben (kostenlos hätte teuer für google werden können…)

Aber die Inhalte – tja: dabei geht es zum einen um die Namen der Playlists, oder wie es jetzt heisst „Radiosender“. Die fantasievollen, teils lustigen Namen des Songza Teams (wie die legendäre Playlist „Drinking whiskey with a good friend“, die raue Americana Songs enthielt) sind emotionslosen, funktionalen Beschreibungen wie „Volle Konzentration“ gewichen.

Bei vielen Playlists scheint auch jemand  krampfhaft versucht zu haben, wenigstens 20 % deutsche oder deutschsprachige Songs unterzubringen. Da ist ja grundsätzlich nichts falsches dran. Wenn sich die Titel in der Kunst der ehemaligen Songza-Macher in den akkustischen Lauf integieren würden. Tun sie aber nicht. Diese eingedeutschten Playlists glänzen mit harten Brüchen, Strukturlosigkeit und Beliebigkeit.

Trotzdem: die Reste von Songza im google music Zusammenhang sind immer noch besser als alle algorithmisch zusammengewürfelten Playlists anderer Anbieter. Derzeit bietet google in Deutschland drei kostenlose Testmonate an (Stand: März 2016). Das kann man also ohne Risiko mal ausprobieren.

Damit wird leider auch der große Teil des Textes unten hinfällig. Falls ihn doch noch jemand lesen will. Bitte:

 

Seit dem Launch vor knapp drei Jahren hat sich das New Yorker Startup Songza zum echten disruptiven Startup in der nordamerikanischen Musiklandschaft entwickelt. Bisher brauchte man in Deutschland einen VPN-Tunnel, der dem Songza-Server vorgaukelte, man würde in den USA hören. Seit ein paar Tagen funktioniert Songza in Deutschland auch ohne diesen Trick – und zwar als Teil von Google Play Musik.

Songza wurde schon 2014 von google übernommen (für gerüchteweise 39 Millionen Dollar). Seit Anfang Dezember ist Songza nun offiziell Teil des gerade renovierten Musikdienstes von google. Der schöne Nebeneffekt dabei: die Songza-Funktionalitäten sind jetzt auch in Deutschland verfügbar, und zwar kostenlos (google Konto vorausgesetzt).

Die neuen Startseite von Google Play Musik, mit der Songza-typischen contextbasierten Musikauswahl.
Die neuen Startseite von Google Play Musik, mit der Songza-typischen contextbasierten Musikauswahl.

Was macht Songza so besonders

Der Erfolg in den USA und Kanada war überwältigend. Songza hat gemeinsam mit Pandora das Musik- und vor allem Radiogeschäft grundlegend verändert. Pandora ist eine Plattform, die mit einer Mischung aus menschlichem Verstand und Algorithmus eine personalisierte Musikplaylist erstellt. Eben nur Musik, die einem gefällt. Oder im Radiodeutsch ausgedrückt: Das Versprechen „Die beste Musik“ wird tatsächlich erfüllt.

Der Songza – Ansatz unterscheidet sich von Pandora zunächst einmal in der Aufbereitung der Musik. Es geht um die richtige Musik im richtigen Kontext. Also, die beste Musik zum Workout, zum konzentrierten Arbeiten, zum Kochen, zum Entspannen, oder auch die richtige Musik für die Weihnachtsparty.

Die Leistung: DJ Expertise vervielfachen

Die Songza – Gründer selbst sagen, die Zusammenstellung der Musik sei „100% robot free„. Musikexperten beraten in Teams, welcher Song in welche Klangwelten passt. Dass sie es geschafft haben, die typische DJ – Arbeit zu formalisieren und so auf Teams zu übertragen, dass das Bauchgefühl des einzelnen Musikexperten erhalten bleibt, ist das wahre Kapital von Songza. Und das macht diese Playlists so viel besser als die aller Mitbewerber (nur Pandora kommt dicht ran).

Eine Songza – Playlist ist konsistent, bleibt dem Wunsch des Nutzers nach Kontext treu, ist emotional zuverlässig (wo Musik zum Arbeiten draufsteht, ist auch nur Musik drin, die sich nicht in den Vordergrund des Bewusstseins drängt) und schlussendlich auch überraschend (serendipity-effect).

Werbefinanziert, ohne zu nerven

Natürlich will google mit Play Musik Geld verdienen. Derzeit wird der kostenlose Modus mit Werbeeinblendungen finanziert. So lange die jedoch aus den USA kommen, kann man als Deutscher beruhigt weiter hören. Die US Werbung klingt für uns wie eine kleine Moderation zwischen den Songs und kommt völlig ohne den deutschen „Carglas – wenn der Werbesong gleich noch mal kommt beiße ich ins Lenkrad“ – Effekt aus. So provoziert Audiowerbung nicht zum Abschalten.

Ein paar bestens handverlesene Playlists des Songza – Teams

  • Dieser Text entstand bei Left Brain, Right Beat – eine sehr gute Playlist, um sich nach Sonnenuntergang noch auf kreative Arbeit konzentrieren zu können.
  • Etwas entspannender ist das stilvolle Jazz for reading 
  • Durch den letzten Sommer hat mich das nach Gin Tonic am Pool klingende From South Beach to St. Tropez gebracht.
  • Und meine absolute Liebling Weihnachtsmusik Playlist 2015 ist Cosy Christmas Classic – die peinlichkeitsbefreite Musik für tiefe Gefühle unter dem Weihnachtsbaum.

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