Und jetzt macht Apple wirklich Radio

Apple’s ITunes Radio ist schon seit einigen Monaten in den USA und Australien am Markt. Ein Produktstart in Deutschland ist noch nicht in Sicht. Dabei ist das Apple Radioprodukt auf dem Weg, den ersten Schritt zur großen Radiorevolution zu machen. Allerdings muss man zwischen den Zeilen lesen:

Bislang war ITunes Radio einer von vielen personalisierten Musik-Streamingdiensten. Wie in auch bei Deezer, Napster, Simfy oder Spotify kann man sich vom Algorithmus seine persönliche „Radiostation“ mit den persönlichen Superhits zusammenstellen lassen. Im Prinzip geht es so: man nennt der App einen Lieblingskünstler, und von dort aus generiert der Server eine Playlist mit ähnlichen Bands, Songs oder Künstlern – es entsteht so etwas wie die persönliche CD On Demand.

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Radio ist das allerdings nicht, sagen nicht nur die Hörfunkpuristen. Was bislang fehlte, war der Wortanteil. In den USA ändert sich das jetzt. ITunes Radio startet einen eigenen Kanal mit Wortinhalt – die Inhalte kommen vom National Public Radio, den einzigen, mit dem deutschen öffentlich-rechtlichen System vergleichbaren nicht kommerziellen Radiostationen in den USA.

Auf den ersten Blick könnte man denken: na und, auch auf anderen Plattformen kann man wortorientierte Radioprogramme abrufen. Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied. NPR wird im ITunes Radio kein lineares Programm streamen. Der Apple Server setzt vielmehr ein Programm aus einzelnen Komponenten automatisch zusammen.

Ein Beispiel: Man startet die App, wählt NPR, und bekommt erst einmal die aktuellen Nachrichten zu hören. Und zwar von Anfang an. Ganz automatisch, mit nur einem Klick. Danach spielt der Server klassische Radiobeiträge aus, und – wenn es Neuigkeiten gibt – auch wieder Nachrichten. Jeder einzelne Inhalt wird technisch wie organisatorisch wie ein einzelnes Musikstück verstanden. Radio wird so zum ersten Mal wirklich digital und nutzt zumindest in Ansätzen die Eigenschaften eines digitalen Dispositivs.

Diese erste Kooperation ist aber nur der Anfang. NPR Chef Kinsey Wilson deutete in einem anderen Interview bereits an, wo die Reise hingeht: zum personalisierten, lokalisierten Content. Und das wird dann der ganz große Wurf für die Zukunft von Audioinhalten.