Cornelia Funke’s „MirrorWorld“ – Ein Lehrstück für interaktives Storytelling

Cornelia Funke ist eine der erfolgreichsten Autorinnen von Kinder und Jugendbüchern. 2006 wanderte sie in die USA aus. Seit dem werden ihre Werke zuerst auf Englisch veröffentlicht. Das gilt auch für die Experimente, die sie im interaktiven und multimedialen Storytelling wagt. Die Erzählung MirrorWorld hat sie Anfang des Jahres als App veröffentlicht – und einen Silbernen Löwen auf dem Filmfestival in Cannes dafür bekommen. Auf dem Reeperbahnfestival 2013 stellte sie die App  dem deutschen Publikum vor. Die App ist auch der Grund, warum Funke ihre neueren Werke nicht mehr verfilmen lassen will. Ein Einblick in die Zukunft des interaktiven Storytellings.

Eine bessere Kombination für Innovation kann es eigentlich nicht geben. Zwei Menschen mit unterschiedlichem Background und großem kreativen Potenzial treffen aufeinander und teilen eine Vision. Cornelia Funke erzählte während ihrer Keynote beim Reeperbahnfestival 2013 davon. Die Party von Florian Henckel von  Donnersmarck in Los Angeles, bei der sie einen Produzenten von Musikvideos kennenlernte. Den sie in seinem Studio besuchte. Und wie sie damit die Mirada Studios kennenlernte.

Cornelia Funke beim Reeperbahnfestival 2013

Das Team aus kreativen Grafikern und Programmierern hat sich dem Ziel verschrieben, handgemachtes Storytelling in die digitale Welt zu bringen. Funke erzählte davon, wie lange sie schon nach jemandem gesucht hatte, der ihre Geschichten visualisieren konnte. Die meisten Filmemacher (außer Detlev Buck und seine Arbeit an „Hände weg von Mississippi“) könnten das nicht.

Als erstes Projekt entstand die MirrorWorld App für das IPad. Über einen Spiegel betritt man die von Cornelia Funke erdachte Welt. Geht in ihr herum, findet die Geschichten hinter der Geschichte. Funke versteht die App als Landkarte und Lexikon der Welt ihrer aktuellen Romanserie. Das alles ist wunderschön gemalt, animiert und vertont.

MirrorWorld ist nur der Anfang. 2014 soll die App auch auf deutsch erscheinen. Und dann kommen multimediale, interaktive Umsetzungen von Drachenreiter und einem Projekt für sehr junge Kinder, denen mit Geschichten klassische Musik schmackhaft gemacht werden soll.

Kommerziell ist das App – Projekt MirrorWorld allerdings kein Erfolg. Funke teilte die Zahlen bei der Keynote sehr bereitwillig. Allein sie habe rund 870tausend Dollar in das Projekt gesteckt – das Entwicklerstudio noch deutlich mehr. Aber Funke ging es auch nicht um Kommerzialität. Das sieht man unter anderem daran, dass sie viele Monetarisierungsmöglichkeiten ausgelassen hat – und die App im deutschen Appstore auch gerade einmal 1,79 € kostet. Dafür bekommt man 110 Minuten Multimediamaterial. Ein gigantisches Preis / Leistungsverhältnis – im Vergleich zum Kino zum Beispiel.

Cornelia Funke schafft Visionen. Damit meine ich nicht nur ihre Geschichten, sondern auch deren Umsetzung. So viel Fantasie und Mut (auch zum Fehler machen) wünsche ich den typischen Medienmanagern auch.

 

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