Medienmanagement im Startup-Style – Realität in den USA

Während sich deutsche Medienmanager weiter in Verfeinerung der Definitionen ihrer KPI’s üben, haben selbst die großen Medienkonzerne in den USA begonnen, die nicht betriebswirtschaftlich messbaren Faktoren wie Leidenschaft und Emotionalität mit in ihre Entscheidungsprozesse einzubinden. Ganz in der alten Unternehmertradition: No risk, no money. Chance zum Scheitern inklusive.

In der Startup – Welt ist es nichts neues. Vor allem Leidenschaft erhöht die Chance, ein Unternehmen erfolgreich an den Markt zu bringen. Betriebswirtschaftliche Vorhersagen spielen – zumindest, wenn irgendwie internationales Geld im Spiel ist – kaum noch eine Rolle. Sie sind in Wahrheit kaum mehr als das Lesen in der Glaskugel. Das ist der US-Stil, der google zur Weltmacht gemacht hat, Salesforce zur Basis von erfolgreichen Firmen oder Evernote zur Revolution des Wissensmanagements.

Dieses Video wurde wegen des 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag wieder vom Netz genommen. Infos: http://de.wikipedia.org/wiki/Depublizieren
Dieses Video wurde wegen des 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrags wieder vom Netz genommen. Infos:

US Fernsehserien sind seit einigen Jahren ein Beispiel dafür, dass diese Entrepreneur-Mentalität auch in der Medienbranche funktioniert. Im Beitrag des NDR Medienmagazins Zapp von Januar 2014 wird das ganz gut zusammengefasst. Ich schreibe es hier mit Genuss, denn gute Autoren oder Journalisten sagen das schon seit Jahrzehnten: Inhalt wird nur wirklich gut – mehr als das Füllen von Sendezeit oder Zeitungszeilen – wenn man den Machern Freiräume bietet. Inhaltlich wie zeitlich.

Wenn der Chef von Sony in den USA zum Erfinder der Serie Breaking Bad nach dem Pitch sagte: „Ich verstehe das zwar nicht, aber mit Deiner Leidenschaft dahinter … mach mal!“ – dann ist das Startup Mentalität. Wenn der erfolgreiche Drehbuchautor so etwas wie einen Inkubator für andere Drehbuchautoren eröffnet  (also, eine moderne Form der Bürogemeinschaft, in der vor allem der Wissens- und Ideenaustausch wichtig ist), dann ist das Startup Mentalität.

Querdenken erlauben, Freiräume schaffen, in die Macher vertrauen, machen lassen – und dabei das mögliche „Scheitern“ als Teil des Lernprozesses werten –  das würde die deutsche Medienlandschaft große Schritte weiterbringen. Ich befürchte, dazu müsste man jedoch 80 % der heutigen Chefetagen austauschen.