Gedanken zur Netzneutralität

Als Gründer in der digitalen Welt habe ich natürlich ein Interesse daran, dass möglichst viele Menschen das Internet möglichst schnell und einfach nutzen können. Das vergrößert meinen Markt, und damit auch meine Chancen auf Erfolg. Die Debatte um die „Netzneutralität“ – also, die Gleichbehandlung der Datenpakete im Internet – verfolge ich aus geschäftlicher Sicht. Es gibt noch eine gesellschaftlich-demokratische Sichtweise der Debatte. Aber das ist eine andere Baustelle.

Symbolfoto: system fail in network server room

Heute veröffentlichte die Frankfurter Allgemeine Zeitung ein lesenswertes Pro und Contra zum Thema. Aus meiner Sicht argumentiert Tillmann Neuscheler – der Autor der „Contra Netzneutralität“ – Seite jedoch mit falschen Annahmen.

  • Neuscheler schreibt, es gäbe „gar nicht so selten“ einen Datenstau, denn die Datenmenge nehme rapide zu. Das stimmt. Sie nimmt zu. Nur, dass es zum großen Stau kommt, ist längst als PR – Formulierung der Telekom erkannt (siehe Stellungnahme von Viprinet).
  • Weiter meint der Autor, es sei nicht sinnvoll, die Datennetze am größtmöglichen Datenvolumen auszurichten. Natürlich ist das nicht sinnvoll. Und es war bisher auch nicht nötig. Die Bandbreiten haben sich immer parallel zu den Ansprüchen daran entwickelt, seit dem es das Internet gibt.
  • Neuscheler meint tatsächlich, es sei nicht der Untergang des freien Internets, wenn es unterschiedliche Geschwindigkeitsklassen geben. Ob es der Untergang des Freien Internet ist, kann ich nicht beurteilen – aber es ist das Ende der wirtschaftlichen Entwicklung des Internet. Neben allen anderen Vorteilen, die marktdominierende Player ohnehin schon genießen, würden sie letztlich auch die Kontrolle über alle Distributionswege erlangen. Sie könnten sich mit ihrem Kapital den schnellen Transport ihrer Daten leicht erkaufen. Das Startup kann das nicht.
  • „Es gibt kein Grundrecht auf billige Flatrates“. Gähn. Das Argument ist so abgenudelt wie falsch. Keiner, der Netzneutralität fordert, will auch billige Flatrates. Denn darum geht es nicht.
  • Zum Schluß meint Neuscheler: solange es Wettbewerb gebe, könnte schließlich jeder frei wählen. Genau da ist ein wichtiger Haken. Den Wettbewerb gibt es meiner Meinung nach nicht. In Hamburg zum Beispiel werden meines Wissens nach die meisten VDSL – Leitungen über die Telekom realisiert. Egal, wen man als Provider gebucht hat. Ich habe also keine Chance, eine Alternative zu wählen, wenn die Telekom ihre Back-Infrastruktur begrenzen wird.

 

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